Kollektive Umstrukturierung

Bei meinen Gruppeninterventionen integriere ich gerne Schreibübungen. Häufig profitieren vor allem Introvertierte davon, wenn sie ihre Gedanken vorbereiten können, bevor sie diese der Gruppe gegenüber äußern. Diese Übung zielt jedoch tatsächlich darauf ab, dass die Patienten schriftlich miteinander kommunizieren.

Zunächst sollen die Patienten einen Glaubenssatz zu Papier bringen, den sie auch öffentlich äußern können. Dies soll ein Satz sein, der sie in ihrem Leben behindert, der ihnen jedoch immernoch anhaftet. Jeder Patient bekommt dazu ein Klemmbrett einen Stift und ein paar Papierbögen. Es geht um einen einzigen Satz, nicht mehr nicht weniger. Haben sie weitere Sätze, können diese gerne auf einem Extrabogen notiert werden.

Wenn alle Patienten ihren Satz beendet haben, reichen die Patienten das Brett zum nächsten Patienten Weiter. Dieser bekommt nun die Aufgabe ein Wort zu streichen, um es durch ein anderes zu ersetzen. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis das Brett wieder beim Ursprung angelangt ist. Bei kleiner Gruppengröße, kann der Vorgang nochmals wiederholt werden.

Die Patienten werden instruiert, dass sie auch gerne den Inhalt verzerren und entfremden dürfen. Es muss kein ernster Satz am Ende entstehen, es darf auch gerne etwas albernes dabei herauskommen. Denn häufig ist es hilfreich und heilsam bedröhliche und beängstigende Gedanken, weniger ernst zu nehmen.

Das kann dann zum Beispiel so ausehen:

  • Ich bin nicht genug ich muss meine Zuneigung verdienen.
  • Ich bin nicht geil genug ich muss meine Zuneigung verdienen.
  • Ich bin geil genug ich muss werde meine Zuneigung verdienen.
  • Ich bin geil genug ich werde meine einfach Zuneigung verdienen.
  • Ich bin geil genug ich werde einfach Zuneigung verdienen erlangen.
  • Ich bin geil genug ich werde einfach Zuneigung Unsterblichkeit erlangen.
  • Ich bin geil genug ich werde einfach Unsterblichkeit erlangen.

Der Schlusssatz ist zum einen positiv und zum anderen stark verzerrt. Häufig trauen sich die Patienten eher seltener etwas verrücktes zu tun. Häufig gehen sie aber sehr nett mit den Glaubenssätzen der Mitpatienten um und versuchen ihn konstruktiv umzuformen.

Verzerrte Glaubenssätze können viel eher zu Defusion führen – man kann sich also leichter von den Gedanken distanzieren.

Sind die Glaubenssätze wieder bei den Urhebern angelangt, tauscht man sich in der Gruppe darüber aus, wie diese den neuen Glaubenssatz empfinden: Ist er wie ein Schuh der besser passt? Ist es schwierig den neuen Glaubenssatz anzunehmen? Wozu ist der alte Glaubenssatz installiert worden? Welchen Zweck hatte er? Ist er noch angemessen?