Der Schwächenwandler

Häufig fallen Patienten viele Schwächen an der eigenen Person unmittelbar ein. Stärken erkennen wir häufig nicht in gleichem Maße an. Viele Patienten haben einen Fokus auf die negativen Charaktereigenschaften. Friedemann Schulz von Thun postulierte, dass es keine schlechten Eigenschaften im Eigentlichen gibt, sondern nur ein „zu viel des Guten“. So alles was gut ist, schlecht werden, wenn man es übertreibt. Wenn man zu sparsam ist, ist man geizig, wenn man zu goßzügig ist, ist man verschwenderisch. So beinhaltet eine Schwäche immer auch eine Stärke – eine der wir uns oft nicht bewusst sind.

Zu Beginn der Gruppe werden die Patienten gebeten eine oder zwei Charakterschwächen zu notieren. Dann wird gefragt ob jemand wissen möchte, wie man das in eine Stärke verwandeln kann. Das „Opfer“ gibt dann seine Schwäche preis. Als Therapeut überlegt man dann was da zu viel des Guten ist. „Ich lasse mich immer zu schnell auf Menschen ein.“ Man könnte dies in „Naivität“ zusammenfassen, oder als Anhänglichkeit.

Mit dem Patienten entwickeln wir nun den positiven Gegenwert. Man öffnet sich zu schnell, würde bedeuten, dass der positive Gegenwärt Offenheit wäre. Das Gegenteil von Offenheit wäre Zurückhaltung, wenn man diese Übtertreibt hätte man Schüchternheit oder Passivität. In der Regel wird die Gruppe irgendwann recht engagiert darin zu überlegen und mitzugrübeln welche Schwächen in den Stärken sind. Ein Standardbeispiel wäre optisch so darfgestellt:

Nun kann man den Weg in die Stärken auch offenlegen. Wenn wir geizig sind, sollten wir größzügiger werden. Sind wir verschwenderisch, sollten wir sparsamer werden. Der Weg in die Stärke ist immer mit der Stärkung des positiven Gegenwerts verbunden.

Dieser kann entwickelt werden, in dem man einen Wert mehrere ACT-Werte übersetzt. ACT-Werte bestehehen aus einem Verb und einem Adjektiv. „Gezielt Einkaufen“ wäre ein ACT-Wert, den man mit Sparsamkeit in Verbindung bringen könnte. Sofern man sich vorher überlegt und plant was man braucht, und dann nur das kauft, wird man weniger Geld ausgeben, als wenn man das nicht plant. Ein anderer ACT-Wert könnte sein „Mahlzeiten planen“, zum Beispiel um weniger unterwegs zu essen und damit automatisch Geld einzusparen.

So kann in der Gruppe der Weg zu den Stärken eröffnet werden und operationalisiert und konkretisiert werden.